Alf Mintzel ruft. Zehn Spieler steigen auf die Bühne. Die Menge klatscht, das Karussell dreht sich – der SVWW stellt seine Neuzugänge vor.
Zwischen Currrywurst und Flammkuchen und Bier und Wein hat der SV Wehen Wiesbaden am Dienstagabend auf dem Sommermarkt auf dem Mauritiusplatz die Karten für die neue Saison offengelegt. Zehn neue Spieler, ein neuer Torwarttrainer und ein frischer Premium-Partner: Das Taunuswunderland unterstützt den Club künftig – nicht nur finanziell, sondern auch im Erleben.
Sportchef Uwe Stöver wirkt zufrieden: „Wir haben Jungs verpflichtet, die nicht satt, sondern hungrig sind.“ Auch Trainer Nils Döring zieht mit – und lässt durchblicken: In der Defensive und oder im Mittelfeld könnte sich noch etwas tun.
Talente, Tore, Typen
Robin Kalem, vor einem Jahr noch Torschreck, nun Hoffnungsträger. Aminat Nejat, ein Hamburger Eigengewächs mit prominenter Patentante. Finn „Olli“ Ludwig, Tim Neubert und Jan Matthias Becker – drei aus der eigenen Jugend, drei mit Perspektive. Donny Bogicevic tanzt inzwischen nicht mehr YMCA, sondern durch das Training. Lukas Schleimer bringt Erfahrung aus Nürnberg. Simon Stehle und Niklas May kennen sich bereits – und das merkt man.
Zehn Transfers, elf Persönlichkeiten – denn auch Mohamed Amsif zählt. Als neuer Torwarttrainer bringt der ehemalige Keeper Routine und ein feines Gespür für mentale Stärke ein.
Oben mitspielen – und ein Geschenk zum Geburtstag?
Trainer Döring formuliert es klar: „Wir wollen Woche für Woche eine Mannschaft mit Haltung sehen.“ Gegen Schalke testete der SVWW erfolgreich – und gewann 3:2. Doch der Coach relativiert: „Vorbereitung ist kein Tabellenplatz.“ Entscheidend sei nicht der Moment, sondern die Dauer. Die Körpersprache. Das gemeinsame Wollen.
Die Stoßrichtung für die Saison steht: Der SV Wehen Wiesbaden will mitspielen – und zwar oben. Die Spielidee? Aktiv. Attraktiv. Aggressiv. So einfach, so anspruchsvoll.
Und während die Liga Woche für Woche fordert, wartet im DFB-Pokal ein ganz besonderes Spiel: Der Rekordmeister FC Bayern München reist an. Der Spieltermin? Der 16. August – ausgerechnet der Geburtstag von Geschäftsführer Tobias Keller. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich an meinem Geburtstag arbeiten muss“, sagt er lächelnd. „Aber es gibt Schlimmeres.“
Für Keller könnte das Flutlichtspiel gegen die Bayern zum Geschenk werden – wenn sein SVWW mehr zeigt als Respekt. „Wir haben nichts zu verlieren – also werden wir alles geben.“ Für den Club, für die Stadt, für den Fußball, der überraschen kann.

Spaßfaktor und Stilfrage
Das Trainingslager in Österreich schweißte das Team zusammen. Im eiskalten Fluss wurde gerutscht, gesprungen, gelacht. Spaß als System – und als Ziel. Auch der neue Geschäftsführer Keller setzt auf Haltung: „Ein Fußballverein ist mehr als ein Spielplan – er steht für Region, Verantwortung und Mut.“
Mit dem neuen Trikot, das etwas voreilig im Netz landete, zeigte der Club Humor: Der Launch als Lehrstück für gutes Krisenmanagement.
Und Fatih Kaya?
20 Tore, viel Interesse. Doch Sportgeschäftsführer Uwe Stöver bleibt gelassen – und bestimmt: „Wir zeigen ihm, dass er hier geschätzt wird.“ Man wolle Fatih Kaya nicht nur halten, sondern mit ihm weiter wachsen. Die Perspektive ist klar formuliert: Der SV Wehen Wiesbaden will mit Kaya 2026/2027 in der 2. Bundesliga spielen.
Dazu brauche es Vertrauen, sportliche Perspektive und ein Umfeld, das entwicklungsbereit bleibt. „Wir geben ihm jede Unterstützung dieser Welt“, betont Stöver. Dass Angebote auf dem Tisch liegen, überrascht niemanden – aber die Tür in Wiesbaden steht offen. Fest verankert im Kader. Fest verankert im Plan.
Denn Wiesbaden will mehr als nur bestehen. Es will – wie Trainer Döring es sagt – „oben mitspielen“. Und der Sommermarkt war der erste kleine Beweis: Es geht nicht nur ums Spielen. Es geht ums Begegnen. Und ums Bleiben.
Foto – Alf Mintzel stellt auf dem Mauritiusplatz die neuen Gesichter des SVWW vor.
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