Revolverheld: Ein Sommerabend voller Energie, Emotion – und Sonnencreme

Ein lauer Abend, ein gut besuchter Kurpark – und ein Festivalstart, der knallt statt klimpert

Mit Revolverheld hat das Rheingau Musik Festival seinen Auftakt so gesetzt, wie man ihn kaum eindrucksvoller hätte gestalten können. Statt klassischer Ouvertüre: Stadion-Hymnen. Statt Streichquartett: Gitarrenriffs und ein Publikum, das 4000 Stimmen stark mitsang. Die Festivalmacher wollten etwas Neues – sie haben geliefert. Das renommierte Festival begann mit einem Popkonzert. Und das mit einer Band, die wie kaum eine andere deutsche Popgeschichte geschrieben hat.Marsilius Graf von Ingelheim begrüßte das Publikum im Kurpark Wiesbaden, wo der Auftaktabend als „Premiere in vielerlei Hinsicht“ gefeiert wurde. Nicht nur die Musikrichtung sei eine andere, auch der Kooperationspartner: Hitradio FFH präsentierte zum ersten Mal ein Konzert des Festivals. Die Botschaft war klar: Der Rheingau öffnet sich – stilistisch, generationell, atmosphärisch.

Revolverheld zwischen Festivalauftakt und Familienfest

Als Revolverheld schließlich die Bühne betrat, war die Sonne untergegangen – aber die Stimmung auf dem Siedepunkt. Johannes Strate, Frontmann mit hanseatischer Lässigkeit, ließ den Funken mit einem einzigen Satz überspringen: „Na, wie lange kennt ihr uns schon?“ Jubel brandete auf. Der Kurpark verwandelte sich in ein kollektives Wohnzimmer, die Band feierte ihre 20 Jahre – aber auch diesen besonderen Moment: den Startschuss einer neuen Festivaltradition.

Revolverheld spielte sich durch zwei Jahrzehnte Radio-Hymnen – von „Ich lass für dich das Licht an“ über „Halt dich an mir fest“ bis zu „Lass uns gehen“. Die Setlist war klug zusammengesetzt, nostalgisch aufgeladen und doch energetisch wie frisch eingespielt. Und mittendrin immer wieder Strates Anekdoten – etwa über Fürstenschlösser, Jurytermine beim Kinderkanal und das eigene Staunen darüber, wie schnell 20 Jahre vergehen können.

BRUNKE: Der Norden trifft auf Nervosität

Zuvor hatte BRUNKE die Bühne betreten – sichtlich nervös, aber dafür umso ehrlicher. Der Musiker von der Insel Juist erzählte von Kindheitsträumen, Radiomomenten und einem Weg, der ihn von der Nordsee über Berlin nun nach Wiesbaden geführt hat. Songs wie „Land in Sicht“ und „Wachstumsschmerz“ verknüpften persönliche Geschichten mit Pop-Poesie. Dass er nebenbei auch noch Sonnencreme mit eigenem Gesicht vertreibt, passte irgendwie zu diesem ungewöhnlichen, charmanten Auftakt.

Ein Festivalauftakt, der Maßstäbe setzt

Was als Experiment begann, endete im kollektiven Mitsingen. Das Rheingau Musik Festival hat sich geöffnet – und bewiesen, dass Musik in vielen Sprachen spricht. Mit Revolverheld wurde der Ton für die kommenden Konzerte gesetzt: laut, mutig, menschlich. Ein Auftakt, der weniger auf leise Töne setzte, dafür auf Herz, Haltung und Hymnen.

Der Sommer hat begonnen – musikalisch, verbindend und voller Überraschungen.

Foto – Johannes Strate von Revolverheld. ©2025 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt!

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