Rolando Villazón, Gaëlle Arquez und das Orquesta de Madrid ließen Spanien erklingen – unter freiem Himmel, mit Gefühl, Witz und großen Stimmen.
Spanische Nächte brennen anders. Sie flackern. Mal leidenschaftlich, mal melancholisch, immer voller Leben. So auch im Kurpark von Wiesbaden, wo das Rheingau Musik Festival zur Spanischen Klassiknacht lud – mit einem Aufgebot, das mehr versprach als bloß Sonne im Herzen.
Rolando Villazón, der Tenor mit dem Überdruckventil im Herzen, betrat gemeinsam mit der Mezzosopranistin Gaëlle Arquez die Bühne. Beide trugen sie die Farben des Südens in der Stimme. Und vor ihnen ein Klangkörper, der Funken schlug: das Orquesta de la Comunidad de Madrid unter Leitung der temperamentvollen Alondra de la Parra.
Villazón, der Verführer
Villazón dirigierte nicht, aber er lenkte. Jeden Blick, jede Regung, jede Silbe. Wenn er sang, dann sprang der Funke wie selbstverständlich über die Reihen. Mal launig wie ein Conférencier, mal innig wie ein Dichter.
Als wäre er der letzte Romantiker auf dieser Bühne.
Und ja, der Regen kam. Punkt 20.40 Uhr. Doch statt Frust regierte Charme. „Vielleicht nehmt ihr lieber Ponchos statt Schirme – dann sehen auch die hinter euch noch was von der Bühne“, so Marsilius Graf von Ingelheim mit einem Lächeln in der Stimme zur Begrüßung.
Klang aus Kastanienholz
Das Programm? Ein Parforce-Ritt durch die spanische Musikgeschichte – von Bizets Carmen bis zur Zarzuela, jener halb vergessenen, halb gefeierten Opernform zwischen Tragik und Tänzen. Stücke, die nach Kastanienholz duften und auf den großen Plätzen Spaniens entstanden.
Villazón, Arquez und das Orchester – sie machten daraus ein Fest. Kein intellektuelles, sondern ein sinnliches. Eins, das bleibt. Eins, das wärmt.
Gaëlle Arquez glänzt – mit Stimme und Haltung
Und Gaëlle Arquez? Ein Sturm aus Eleganz. Mit Mezzo, der mehr kann als nur dunkel glimmen. Sie sang, als ginge es um mehr als Musik. Vielleicht ging es das auch. Um Leidenschaft. Um Stolz. Um das, was Spanien für viele bedeutet: Gefühl als Lebensstil.
Applaus, der von Herzen kam
Kein Pausenapplaus, kein Kaltstart. Darauf wurde wegen des verspäteten Beginns verzichtet. Was blieb anderes übrig, um 22:00 Uhr musste man fertig sein, – mit dem anderen Konzertabend, mit dem Konzert aus einem Guss. Mit Charme, Pathos und Witz – und einem Villazón, der selbst dann glänzt, wenn er über Toilettenpausen spricht. „Ich hoffe, ihr habt vorher Pipi gemacht“, scherzte er – und alle lachten. Und wenn nicht, dann gebe es ja noch Flaschen.
Am Ende stand ein Abend, der lange nachhallte. Spanisch, klassisch, unvergesslich.

Foto – Rolando Villazón ©2025 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt!
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