Menü

kalender

September 2025
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Partner

Partner

/* */
Rebecca Ajnwohner und Carolin Hochleichter stellen das Programm der Wiesbaden Biennale 2025 vor.

Biennale 2025: Die Stadt als Bühne, Geschichte als Echo

Die Wiesbaden Biennale 2025 wird zur Bühne für das Verborgene: Internationale Künstlerinnen und Künstler erforschen Leerstellen, erzählen Stadt neu – mit Körper, Klang und Erinnerung. Unter weißen Säulen beginnt ein kollektives Ritual, das Kunst als Widerstand denkt.

Volker Watschounek 2 Monaten vor 0

Zwischen weißen Säulen steht eine Frau allein. Sie horcht. Kunst wird zum Echo von Geschichte und Vision zugleich.

Ein Festival wagt mehr als Kunst. Die Biennale 2025 befragt den Stadtraum, verschiebt Perspektiven und lässt internationale Stimmen auf lokale Geschichte treffen. Unter dem Motto Platz machen wird aus Theater ein kollektives Ritual, aus Erinnerung eine Choreografie.

Wiesbaden Biennale, kurz gefasset

Wiesbaden Biennale – Platz machen! Wann: Freitag, 12. September bis Sonntag 21. September 2025 Programm: folgt Wo: Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Großes Haus, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden
Der Vorverkauf startet am 2. Juni. Karten können an der Theaterkasse des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden (nicht in den Theater Ferien vom 25.07.-28.08.) und durchgehend online erworben werden.

Zwischen Säulen und Schatten: Kunst greift ein

Zehn Tage lang – vom 12. bis zum 21. September – verwandelt sich Wiesbaden in einen künstlerischen Denk- und Erfahrungsraum. Die Biennale 2025 bricht mit Konventionen. Statt Bühnenlicht und rotem Samt geht es um Asphalt, Kolonnaden, Leerstellen. Kuratiert von Rebecca Ajnwohner und Carolin Hochleichter, bringt das Festival zwar keine wirklich großen Namen – jedoch aber internationale Künstlern mit der Stadt und ihren Geschichten ins Gespräch.

Die thailändische Performance-Künstlerin Saspin Siriwanij, per Video-Botschaft zugeschaltet, beschreibt es im Rahmen der Programmvorstellung so: „Ich stand allein zwischen den weißen Säulen, im Winter, im Schweigen – und spürte das Gewicht.“ Aus dieser Erfahrung wird ein transkulturelles Ritual. Platz machen meint für sie nicht nur: Raum schaffen. Sondern auch: Unsichtbares hörbar machen, Ungesehenes beleben, Geschichte befragen – mit Körper, Klang und Erinnerung.

Kunst fragt, wem der Raum gehört

Die Künstler der Biennale 2025 recherchierten lange vor Ort, spürten Erzählungen auf, die nicht im Stadtführer stehen: Fluchtwege, Widerstand, Pflegegeschichten. Donna Miranda aus Manila lässt philippinische Pflegerinnen sprechen – und tanzen. Paul Brody und Marina Frenk komponieren jüdische Sprache mit Klangspuren eines Thermalbades. Barbie Assante lädt zu einem akustischen Spaziergang, bei dem die Stadt selbst zur Erzählstimme wird.

Foto – Die Kolonnaden als Bühne: Die thailändische Künstlerin Sasapin Sirivanich bringt spirituelle Rituale nach Wiesbaden – als Antwort auf die Macht der Stille.
Foto – Die Kolonnaden als Bühne: Die thailändische Künstlerin Sasapin Sirivanich bringt spirituelle Rituale nach Wiesbaden – als Antwort auf die Macht der Stille. ©2025 Volker Watschounek

Mölln erinnern – mit Stimmen der Angehörigen

Ein weiterer starker Moment der Biennale: die Ausstellung Die Angehörigen mit Fotografien von Jasper Kettner. Entstanden in Zusammenarbeit mit Ibrahim Arslan, damals sieben Jahre alt und der einzige Überlebende vom rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992. Jahrzehnte später erreicht ihn ein Brief – verfasst kurz nach dem Anschlag – voller Anteilnahme und Solidarität. Ibrahim hatte ihn nie erhalten. Der Film „Die Möllner Briefe“ zeigt seine persönliche Auseinandersetzung mit diesem lange verborgenen Akt der Mitmenschlichkeit. Eine bewegende Erinnerung daran, wie viel verschüttetes Mitgefühl in diesem Land existiert – wenn man es ans Licht holt.

Nachwuchs denkt mit: Campus & Summer Lab

Auch der künstlerische Nachwuchs gestaltet die Biennale mit. Im Rahmen des Biennale Campus kommen vom 12. bis 14. September Studierende der Hessischen Theaterakademie nach Wiesbaden. Sie entwickeln eigene performative Formate, begleiten das Festival kritisch und setzen sich mit dem Motto Platz machen diskursiv auseinander.

Am zweiten Wochenende, vom 18. bis 21. September, öffnet das Biennale Summer Lab der Goethe-Universität Frankfurt den Radius. Internationale Studierende aus Kunst, Theater und Urbanistik bespielen Leerstellen im Stadtraum – experimentell, radikal offen, oft überraschend still. So entstehen neue Netzwerke – zwischen Bühne, Forschung und Stadt.

Räume öffnen, Strukturen hinterfragen

Das Kollektiv Guerilla Architects aus Berlin schärft die Sinne für Verdrängung, Zugang und das Ungefragte. Ihre architektonischen Interventionen irritieren – bewusst. „Stadt ist nie neutral“, sagen sie. Und laden zum Perspektivwechsel ein. Für die Wiesbaden Biennale 2025 haben Shahrzad Rahmani und Silvia Gioberti ein Recherchetool entwickelt, das den öffentlichen Raum rund um das Staatstheater wie unter ein Brennglas legt: Ein Quadratkilometer.

Sie kartieren das Nicht-Zentrum – Zwischenräume, übersehene Übergänge, vergessene Fassaden. Dort, wo einst Märkte, Begegnungen oder Abschiede stattfanden, legen sie verborgene Bedeutungen frei. Ihre Eingriffe sind subtil, manchmal kaum sichtbar, doch stets radikal im Denken.

Wolkenbeobachtungen

Auch das Theater selbst spielt mit: Im Crash Chorus in Cloud Spotting wird das Staatstheater zur Wolkenkammer. In der Lecture-Performance Mike – Hacking the Manosphere wird die Radikalisierung junger Männer untersucht – bevor sie beginnt.

Wiesbaden schreiben: ein Festival mit Haltung

Die Biennale 2025 ist mehrsprachig, vielstimmig, nicht bequem – und gerade deshalb relevant. Sie erzählt vom Verflechten und Verlernen, vom Erinnern und Erfinden. Vom Wunsch, Raum nicht nur zu besetzen, sondern zu öffnen.

Foto – Rebecca Ajnwohner und Carolin Hochleichter im Rahmen der Pressekonferenz zur Biennale @2025 Wiesbaden lebt!

Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Mitte lesen Sie hier.

Mehr zur Biennale 2025.

Die Seite des VC Wiesbaden finden Sie unter www.vc-wiesbaden.de.

Diskutieren Sie mit

Kommentar verfassen

error: Inhalt ist geschützt!