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Der Tanz für die Ohren: „Chronicles“

Das Hessische Staatsballett ermöglicht blinden und sehbehinderten Gästen eine gleichwertige sinnliche Erfahrung der Aufführung „Chronicles“. Eine innovative Live-Audiodeskription bietet auch für sie am 16. Februar ein einzigartiges Tanz-Erlebnis.

Volker Watschounek 7 Monaten vor 0

Ein Pilotprojekt macht Tanz für Blinde erlebbar: Das Hessische Staatsballett präsentiert „Chronicles“ erstmals mit einer eigens entwickelten Live-Audiodeskription.

Chronicles – das Tanzstück des Hessischen Staatsballetts, das am 16. Februar 2025 im Großen Haus des Wiesbadener Staatstheaters Premiere feiert, verspricht mehr als nur eine visuelle Erfahrung. In einer deutschlandweit einzigartigen Initiative wird das Stück durch eine kreative Live-Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich gemacht. Dies markiert einen wichtigen Schritt in Richtung Inklusion und eröffnet neue Perspektiven auf die Verbindung von Kunst, Barrierefreiheit und Sinneserfahrung.

Hessisches Staatsballett, kurz gefasst

Premiere Chronicles
Wann: Dienstag, 26. November 2024, 19:30 Uhr
Wo:
Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Großer Saal, Kurhausplatz. 1, 65189 Wiesbaden 
ÖPNV: 
Mit Bus und Bahn zum Kurhaus |
Eintritt: ab 9,00 Euro,

Seit November 2024 läuft ein außergewöhnliches Ausbildungsprogramm der Tanzplattform Rhein-Main, das speziell darauf abzielt, die Kunst der Audiodeskription für Tanz zu vermitteln. Bislang war dieses Fachgebiet weitgehend unerforscht – eine bemerkenswerte Lücke, die nun von blinden und sehenden Autoren gemeinsam geschlossen wird. Dabei arbeiten die Teilnehmenden des Programms mit den Choreografen des Hessischen Staatsballetts zusammen, um für jedes Tanzstück eine individuelle, kreative Beschreibung zu entwickeln, die das visuelle Erlebnis in die Sprache von Bewegung und Musik übersetzt.

Es geht darum, nicht nur Bewegungen zu beschreiben, sondern die emotionale und poetische Dimension des Tanzes zu vermitteln, erklärt Lea Gockel, Koordinatorin für Barrierefreiheit am Mousonturm. Die Kunst der Audiodeskription für Tanz umfasst mehr als nur technische Details – sie fängt den Rhythmus, die Dynamik und das expressive Potential der Tänzer ein. So entsteht eine Erfahrung, die mit der des sehenden Publikums nahezu gleichwertig ist. Es geht um Assoziationen, Bilder und den „Klang“ des Tanzes, um den Zuschauer eine Vorstellung von der Schönheit und Bedeutung des Gesehenen zu vermitteln.

Inklusion und Barrierefreiheit: Ein Tanzprojekt für alle

Was dieses Projekt besonders macht, ist nicht nur der innovative Zugang zu Kunst, sondern auch der integrative Ansatz. Während in der Filmwelt Audiodeskription längst etabliert ist, bietet der Tanz bisher nur wenige Möglichkeiten für blinde und sehbehinderte Menschen. Das Pilotprojekt am Hessischen Staatstheater ist somit ein wichtiger Schritt, um Tanz als Kunstform inklusiver zu gestalten und diese für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen. Zudem werden Plätze für die blinden und sehbehinderten Zuschauer in unmittelbarer Nähe zur Bühne reserviert, um die gesamte Atmosphäre der Aufführung zu erleben.

Das Besondere an der Audiodeskription für Tanz ist der kreative Prozess, der in Zusammenarbeit mit den Tanzteams und Choreografinnen entsteht. Der blinde Blickder Autoren bringt eine neue Dimension in die Beschreibung der Bewegungen und Dramaturgie – sie können viel spezifischer auf die Wahrnehmung einer nichtsehenden Person eingehen und das Stück aus einer anderen Perspektive erklären. Das fördert nicht nur die Teilhabe am kulturellen Leben, sondern auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung von Kunst.

Ein Blick hinter die Kulissen

Der Erfolg des Programms beruht auf der Zusammenarbeit zwischen blinden und sehenden Experten, die gemeinsam ein neues Verständnis von Barrierefreiheit im Tanz entwickeln. Wir arbeiten daran, die kreative Audiodeskription als ernstzunehmende Kunstform zu etablieren, die nicht nur beschreibt, sondern das Erlebnis erweitert, so Mella Hambrecht, eine der blinden Ausbilderinnen. Die Herausforderung besteht darin, eine Sprache zu finden, die für Menschen ohne Sehvermögen ebenso lebendig ist wie für Sehende. Jede Bewegung, jeder Tanzschritt wird in Worte gefasst, die die Emotionen und den Flow der Darbietung so präzise wie möglich wiedergeben.

Die Kooperation zwischen den Ausbildungsleiter, die selbst erfahrene blinde Audiodeskriptoren sind, und den sehenden Teilnehmenden des Programms ist einzigartig. So entsteht eine Atmosphäre der Inklusion und des gegenseitigen Lernens. Es geht nicht nur um den Tanz, sagt Fabian Lilian Korner, der ebenfalls als blinder Audiodeskriptor das Programm mitgestaltet. Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und Barrieren im wahrsten Sinne des Wortes zu überwinden.

Zukunftsperspektiven: Mehr Zugang zu Tanz für alle

Das Pilotprojekt rund um Chronicles wird nicht nur eine einmalige Gelegenheit bieten, sondern ein langfristiges Netzwerk von Audiodeskriptoren etablieren, die auch in Zukunft Tanz für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich machen sollen. Unser Ziel ist es, diese Form der Inklusion auf alle Tanzproduktionen in Hessen auszudehnen und darüber hinaus, erklärt Lea Gockel.

Die Premiere von Chronicles mit Audiodeskription am 16. Februar ist nicht nur ein kultureller Höhepunkt, sondern auch ein Symbol für die Verschmelzung von Kunst und Barrierefreiheit. Es zeigt, wie kreative Audiodeskription im Tanz das Potential hat, die Wahrnehmung von Kunst zu revolutionieren und neue Dimensionen für alle Zuschauer zu eröffnen.

Symbolfoto – Ballettschuhe ©2017 Ballettschuhe / Harry Hautumm / pixelio.de

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