Ein kühler Wind weht am Rathaus, die weiße Flagge steigt. Wiesbaden sagt Nein zur Bombe – und Ja zum weltweiten Friedensappell: Mayors for Peace.
Am Dienstag weht in Wiesbaden nicht einfach irgendein Stück Stoff im Sommerwind. Es ist die Flagge eines stillen, aber nachdrücklichen Protests. Gemeinsam mit über 600 deutschen Städten beteiligt sich die Landeshauptstadt am Aktionstag der Organisation Mayors for Peace – einem weltweiten Bündnis von Kommunen, das sich gegen Atomwaffen und für internationale Abrüstung starkmacht.
Friedenspolitik vor Ort
Seit 1982 setzen sich Bürgermeisterinnen und Bürgermeister – angestoßen von Hiroshima – gegen nukleare Aufrüstung ein. Ihr Anliegen ist klar: Sie vertreten Menschen, keine Machtblöcke. Städte wie Wiesbaden übernehmen Verantwortung in einer Welt, in der Staatsregierungen oft auf Eskalation statt auf Entspannung setzen.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende bringt es auf den Punkt: „Eine Welt ohne nukleare Bedrohung wäre eine sicherere und friedlichere.“ Vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten bekommt dieser Satz eine bedrückende Aktualität. Beide Konflikte involvieren Atommächte. Das allein lässt die Furcht vor Eskalation weltweit wachsen.
Alarmierende Zahlen, ausbleibende Lösungen
Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI existieren derzeit über 12.000 nukleare Sprengköpfe weltweit – Tendenz: modernisiert. Der letzte große Abrüstungsvertrag zwischen den USA und Russland, New START, läuft Anfang 2026 aus. Ein Nachfolgeabkommen? Nicht in Sicht. Ein neuer Rüstungswettlauf? Bereits im Gange.
Ein Rechtsgutachten mit Nachhall
Der 8. Juli ist nicht zufällig gewählt: An diesem Tag erklärte der Internationale Gerichtshof 1996 die Drohung mit und den Einsatz von Atomwaffen für völkerrechtswidrig. Zudem verpflichtete er die Weltgemeinschaft, ernsthaft über Abrüstung zu verhandeln – eine Verpflichtung, die bis heute offen bleibt.
Friedensarbeit mit Symbolkraft
Mayors for Peace wollen die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Versäumnisse lenken. Nicht laut, nicht martialisch – aber sichtbar. Sie setzen auf Dialog, Bildung, Erinnerung und Zeichen. In Wiesbaden, wie in über 8.000 Städten weltweit.
Denn: Wenn Städte Flagge zeigen, rückt Frieden ein Stück näher in greifbare Nähe.
Foto ©2025 LH Wiesbaden
Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Mitte lesen Sie hier.
Mehr zum Thema Mayors for Peace.