Ein Riese hat seine Spuren hinterlassen: Zwischen Sprühdüsen und Stauden fiel der Startschuss für Wiesbadens Wasserspielplatz in der Reisinger Anlage.
Einen kleinen Moment zu spät für den Spatenstich, glücklicherweise, nichtsdestotrotz zum Termin passend öffnete sich die Wolken und schickten einen kräftigen Regenguss, als man sich eben zum Wasserspielplatz an der Bahnhofstraße austauschte. Kurz davor hob Bürgermeisterin Christiane Hinninger noch den Spaten um mit SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin, Ortsvorsteher Dr. Guido Haas, Julia Henn, Gesine Bonnett, Frau Dornheim, Bürgermeisterin Christiane Hinninger, Gabriele Wolter und Herr Weidmann offiziell den Baubeginn des Wasserspielplatzes in der Reisinger Anlage einzuleiten: ein „moderner, kindgerechter, fantasievoller Ort zum Spielen und Abkühlen“, so Hinninger.
Vom Wunsch zur Wirklichkeit
Den Anstoß gab eine Petition der Wiesbadenerin Agnes Seip, erinnerte sich Hinninger. 2000 Unterschriften sammelte sie für mehr Wasserspiel in der Innenstadt. Der Ortsbeirat Mitte griff den Impuls auf und platzierte den Wunsch in den Reisinger Anlagen. Das Grünflächenamt, unterstützt von der SEG, den ELW und vielen weiteren Akteuren, nahm die Planung auf – samt Online-Beteiligung der Bürger. Das Ergebnis: ein 2.200 Quadratmeter großer Wasserspielbereich innergalb der 34.000 Quadratmeter großen Reisinger-Anlage. Ein Wasserspielplatz mit 35 Sprühdüsen , Sprühfeldern und gestalterischem Tiefgang.
Die Spur des Riesen: Gestaltung mit Geschichte und Fantasie
Was auf den ersten Blick wie ein verspielter Sprühpark wirkt, erzählt bei genauerem Hinsehen eine uralte Geschichte – die Sage vom Riesen Eco. Sie wurde nicht beiläufig zur Leitidee, sondern bildet das gestalterische und narrative Rückgrat des gesamten Areals. Wiesbadens Planerinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, aus Mythos Raum werden zu lassen.
Laut Überlieferung jagte Eco durch das Taunusvorland einem Drachen hinterher, stürzte und stützte sich mit der linken Hand in den lehmigen Boden. Seine Finger drückten sich tief in die Erde – so entstanden die Täler, Kuppen und der Talkessel der heutigen Stadt. Diese mythologische Topographie wurde nun wortwörtlich nachgezeichnet.

Im Zentrum der Anlage entsteht eine große, handförmige Fläche, aus deren fünf „Fingern“ Wasser fontänengleich sprüht. Jeder Finger repräsentiert einen eigenen Wasserlauf mit variabler Intensität – von feinem Nebel bis kräftigem Strahl. In der offenen Handfläche sammelt sich das Wasser und rinnt in flachen Rinnen davon. Kinder können durchlaufen, balancieren, stauen – und dabei ganz nebenbei die abstrahierte Gestalt des Riesen entdecken.
Ecos Fußabdruck
Gleich daneben liegt der symbolische Fußabdruck Ecos: ein rundes Sprühfeld mit niedrigerem Druck und feinem Nebel – eigens für kleinere Kinder konzipiert. Es ist nicht nur ein Ort des Spiels, sondern auch der Inklusion: barrierefrei, rutschfest und mit verschiedenen sensorischen Reizen. So wird auch dieser Teil der Sage erfahrbar – nicht durch Worte, sondern durch Bewegung, Wasser und Spiel.
Die Umgebung bleibt naturnah: Kies, helle Natursteinplatten und schattenspendende Gehölze fügen sich sanft in den Bestand der Reisinger Anlagen ein. Statt greller Farben und Plastik setzt das Design auf organische Formen, nachhaltige Materialien und gestalterische Zurückhaltung – damit der Riese Echo, wenn man so will, weiterträumen kann.
Kühle gegen die Hitze
Der neue Spielplatz ist nicht nur hübsch, sondern hochfunktional. In Zeiten wachsender Hitzebelastung kühlt das verdunstende Wasser das Mikroklima in der Innenstadt, erhöht die Aufenthaltsqualität und bietet Schutz – gerade für Familien mit kleinen Kindern. Eine Aufbereitungsanlage sorgt für Hygiene auf Schwimmbadniveau. Der geschlossene Wasserkreislauf ist technisch aufwendig, aber zukunftsweisend. 2024 kam es eben aufgrund dieser Komplexität zur Verzögerung (Wiesbaden lebt! berichtete). Hatte sich niemand auf die Ausschreibung beworben, hat man sich diesmal für zwei Ausschreibungen entschieden: den Wasserkreislauf und die Aufbereitung von dem Wasserspielplatz getrennt, so Ortsvorsteher Haas.
Das Technikgebäude und eine öffentliche Toilette dienen nicht nur der Versorgung des Spielbereichs, sondern insgesamt als Infrastrukturgewinn für die gesamte Reisinger-Anlage.
Mahnmal mit Respekt
Während Kinder künftig planschen, bleibt ein stiller Ort Teil des Ensembles: auch wenn das Mahnmal für die verfolgten Sinti und Roma heute nicht zu sehen war. Renovierungsbedürftig wurde es für die Bauzeit des Wasserspielplatz eingelagert um es fachgerecht instand zu setzen. Unter Leitung des Denkmalschutzes wird es behutsam restauriert und später wiedereingebettet –. „Es ist uns wichtig, dass auch hier Würde, Geschichte und Teilhabe ihren Platz behalten“, betonte Wolter vom Grünflächenamt.
Gemeinsam möglich gemacht
Ortsvorsteher Haas betonte abschließend die Symbolkraft des Projekts. „Wasser und Grün machen Städte lebenswert“, sagte er. Der Wasserspielplatz sei ein lang gehegter Wunsch des Ortsbeirats – und nun ein Beispiel dafür, wie kluge Stadtentwicklung mit Bürgernähe, Technik und Haltung gelingt.
Foto – Spatenstich für Wasserspielplatz ©2025 Volker Watschounek
Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Mitte lesen Sie hier.
Bürgerbeteiligung: Mehr zum Wasserspielplatz in den Reisinger-Anlagen.