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verdi Demonstration zum Kranzplatz zur Hauptkundgebung.

Streik in Wiesbaden: Stille als lauter Protest

Hunderte Beschäftigte des öffentlichen Dienstes gingen in Wiesbaden auf die Straße. Doch diesmal ohne Trillerpfeifen, ohne Sprechchöre. Sie gedachten den Opfern von München – und forderten gleichzeitig faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.

Volker Watschounek 7 Monaten vor 0

Leise, aber entschlossen sind die Forderungen der Beschäftigten: 8 Prozent insgesamt und mindestens 350 Euro. 200 Euro mehr für Azubis.

Mittwochmorgen, klirrende Kälte. Dennoch stehen Hunderte Beschäftigte des öffentlichen Dienstes entschlossen vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof. Ihr Ziel: ein friedlicher, aber eindringlicher Protestzug durch die Innenstadt. Keine Trillerpfeifen, keine Sprechchöre – nur die Stille als lauter Protest, die Stille eines Marsches, der von Trauer und Wut getragen wird. Es ist eine Demonstration in Gedenken an die Opfer des Anschlags in München, bei dem es letzte Woche bei einer Ver.di-Demo zu einem Anschlag km. Amel und ihre zweijährige Tochter Hafasa verloren dabei ihr Leben.

Für bessere Arbeitsbedingungen

Die Demonstrierenden setzen sich in Bewegung. Mit dabei Angestellte der ELW, von ESWE Versorgung, der Stadtpolizei, Verwaltung, HSK Kliniken … Vom Bahnhof aus ziehen sie über die Bahnhofstraße bis zur Burgstraße, wo am Regenbogenzebrastreifen und der Burgstraße eine erste Kundgebung stattfindet. Marcel Schmelz, Geschäftsführer von der.di Wiesbaden, spricht zu den Anwesenden, macht Mut und erinnert daran, warum sie hier sind: für bessere Arbeitsbedingungen, für Respekt, für Sicherheit. Auf dem Kranzplatz schließlich versammeln sich nach Angaben der Polizei rund 800 Streikende zur Hauptkundgebung – bei strahlendem Sonnenschein, aber mit bedrückter Stimmung.

Gedenken und Forderungen

Auf einem Tisch liegt ein Kondolenzbuch aus, daneben eine Spendenbox für die Hinterbliebenen der Opfer. Flugblätter mit einer unmissverständlichen Botschaft werden verteilt: Erste Verhandlungsrunde ohne Ergebnis. Angebot? Fehlanzeige. Die Arbeitgeberseite kam erneut mit leeren Händen – und mit den immer gleichen Argumenten: Die Kassen seien leer, die Forderungen zu hoch. Die einzige Offerte: eine Erhöhung in Höhe des Inflationsausgleichs. Die Realität: Während die Preise steigen, bleiben die Gehälter auf der Strecke.

Die Beschäftigten sind entschlossen, sich nicht länger mit warmen Worten abspeisen zu lassen. Bernd Meffert, Vorsitzender des Bezirksvorstandes, tritt ans Mikrofon. Eigentlich wollte er eine kämpferische Rede halten. Doch die Ereignisse von München lassen das kaum zu. Stattdessen ruft er zu einer Schweigeminute auf. Fassungslosigkeit, Trauer, aber auch Entschlossenheit durchziehen die Reihen.

Ein Appell an die Arbeitgeber

Trotz der tragischen Ereignisse steht der eigentliche Anlass des Streiks im Fokus. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, darunter Krankenschwestern, Müllwerker, Erzieherinnen, Busfahrerinnen – sie alle wollen eine angemessene Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Wir sind die Garanten der öffentlichen Daseinsvorsorge. Ohne uns läuft nichts in diesem Land, betont Meffert.

Doch die kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und der Bund zeigen wenig Entgegenkommen. Keine soziale Komponente, keine Arbeitszeitverkürzung, keine zusätzlichen freien Tage. Stattdessen eine gewünschte Laufzeit von 36 Monaten – eine Verweigerungshaltung, die die Streikenden nur weiter antreibt.

Verdi Streik in Wiesbaden. Hauptkundgebung auf dem Kranzplatz.

Verdi Streik in Wiesbaden. Hauptkundgebung auf dem Kranzplatz. ©2025 Volker Watschounek

„Jetzt ist die Zeit für Entschlossenheit“

Natalie Jopen, stellvertretende Landesleiterin von Ver.di Hessen, unterstreicht, dass es nicht nur um Zahlen, sondern um Würde und Anerkennung geht. Wir stehen hier leiser als sonst, aber aufrecht und Seite an Seite. Sie ruft die Anwesenden dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen – weder von tragischen Ereignissen noch von politischen Tendenzen, die den öffentlichen Dienst schwächen wollen.

Jörg Schneider vom Amt für Soziale Arbeit der Landeshauptstadt mahnt an, dass die Arbeitsbelastung längst über ein erträgliches Maß hinausgegangen ist. Wir fordern eine Entlastung, eine angemessene Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Denn wir stehen nicht nur für uns ein, sondern für die Menschen, die auf unsere Arbeit angewiesen sind.

Vladi von der HSK hebt hervor, wie dramatisch sich die Lage im Gesundheitswesen entwickelt. Uns fehlen schon heute Pflegekräfte, und in zehn Jahren wird die Lücke noch größer sein. Ohne bessere Arbeitsbedingungen werden wir diese Krise nicht bewältigen können.

Kampfgeist trotz Trauer

Am Ende ist die Botschaft klar: Trotz der Stille dieses Streiktags wird der Protest nicht nachlassen. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind bereit, ihre Rechte durchzusetzen – mit weiteren Streiks, falls nötig. Wir stehen hier, und wir werden hier bleiben, bis die Arbeitgeber uns zuhören und mit uns ins Gespräch gehen.

Foto oben ©2023 Pixabay / Wiesbaden lebt!

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