Vor dem Congress Center werden Uniformen funkeln, drinnen surren Projektoren – und draußen versammeln sich Menschen mit Transparenten gegen die „Landeuro“.
Ein Schild am Eingang des Rhein-Main Congress-Centers (RMCC= leuchtet dezent blau. Dahinter: Uniformierte Männer und Frauen, internationale Delegationen, Übersetzer mit Headsets, Kameras auf Stativen. So könnte es am Mittwoch udn Donnerstag im RMCC zugehen.
Internationale Strategen, nationale Debatten
Am 16. und 17. Juli wird das RMCC zum ersten Mal zur Bühne einer hochrangigen Militärkonferenz: Die Landeuro, bisher ein US-Format, tagt in der Landeshauptstadt. Generalstäbe, Nato-Repräsentanten, Verteidigungsbeamte und Rüstungskonzerne debattieren über vernetzte Kriegsführung, Bedrohungsszenarien und Kooperation.
Themen wie „Ukrainische Lektionen in schneller Anpassung“ oder „Koproduktion mit Verbündeten“ lassen erahnen: Hier geht es nicht nur um Taktik – sondern um politische Macht, wirtschaftliche Interessen und militärische Zukunftsstrategien.
Ein Standort mit Signalwirkung
Wiesbaden ist nicht zufällig gewählt. Mit dem US-Hauptquartier für Europa und Afrika, dem 56. Artilleriekommando und der Nato-Koordinierungsstelle für die Ukraine hat sich die Stadt zu einem zentralen militärischen Knotenpunkt entwickelt. Die Landeuro festigt diesen Status – was in der Stadt durchaus ambivalent wahrgenommen wird.
Kritik auf der Straße
Die Linke Hessen ruft zum Protest auf. Parteichefin Desiree Becker spricht von „Champagnerkorken in Rüstungskonzernen“ und einer „Normalisierung des Krieges“. Die Konferenz, so die Kritik, inszeniere Krieg als Geschäft, ignoriere soziale Missstände – und zementiere die Militarisierung.
Am Eröffnungstag soll es laut werden vor dem RMCC: Die Linke ruft auf: Ab 16 Uhr sollen Aktivisten unter dem Motto „Werben fürs Sterben“ demonstrieren. Auch Umweltgruppen und Friedensbündnisse haben ihre Teilnahme angekündigt.
Sicherheit mit Augenmaß
Die Stadt reagiert mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen – ohne martialisch aufzutreten. Polizei, Ordnungsamt und Veranstalter stimmen sich eng ab, der Verkehr wird örtlich umgeleitet, Sperrzonen bleiben begrenzt. „Wir wollen Begegnung ermöglichen – und Meinungsfreiheit sichern“, heißt es von offizieller Seite.
Foto – Rhein-Main Congress-Center ©2022 Volker Watschounek
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