Es zischt. Wassertropfen glitzern in der Luft, der Sommer flimmert. Und wer die „Klima-Kiste“ betritt, spürt: Hier denkt die Stadt schon an morgen.
Wiesbaden wagt ein Experiment: In den letzten tagen in der Bauphase ist die sogeannte Klimakiste passend zum Wochenende fertig und am Vormittag offiziell eingeweiht worden. In den kommenden Monaten schmückt sie als begehbare, bepflanzte Holzkonstruktion – die Klima-Kiste – den Kochbrunnenplatz. Was auf den ersten Blick wie ein üppiger Stadtgarten wirkt, entpuppt sich als vielschichtiger Erlebnisraum für die Herausforderungen des Klimawandels.
Hitze erleben – und ihr begegnen
Die Temperaturen steigen, insbesondere in den versiegelten Zentren. Mit der Klima-Kiste möchte die Stadt aufzeigen, wie Klimaanpassung konkret aussehen kann. „Die Hitzebelastung in Städten nimmt deutlich zu“, sagt Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Christiane Hinninger. „Wir wollen zeigen, wie Begrünung die Aufenthaltsqualität verbessert und die Gesundheit schützt.“
Kühlung liefern nicht nur Pflanzen, sondern auch ein Sonnensegel und eine fein abgestimmte Sprühnebelanlage. Damiot entsteht mitten im Asphaltmeer eine Pause vom Sommerstress – für Passanten, Flaneure und alle, die durchschnaufen wollen.
Von Friedhofsgärtnern fürs Leben
Die Bepflanzung wurde nicht etwa von einem Designbüro entworfen, sondern von der Arbeitsgemeinschaft der Wiesbadener Friedhofsgärtner – mit Feingefühl und Fachkenntnis. Das Ergebnis: Heimische Stauden, Sträucher, Blühpflanzen und sogar Bäume, ausgewählt nach Hitzetoleranz und ökologischem Mehrwert. Auch torffreie Erde kommt zum Einsatz – ein Zeichen für den Moorschutz.
Pflege und Erhalt übernehmen die Friedhofsgärtner gemeinsam mit der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen und dem Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen – ehrenamtlich und mit Engagement.
Stadtentwicklung mit Nebel
Vier Infotafeln erklären den Besuchern, warum Hitzeinseln entstehen und wie Städte sich dagegen wappnen können. Eine Umfrage lädt zum Mitdenken ein. Die Initiative ist Teil des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ), das kreative Impulse für lebenswerte Stadtkerne setzt.
Entwickelt wurde die Klima-Kiste 2023 in Hameln. In Wiesbaden haben Citymanagement, Umwelt- und Grünflächenamt das Projekt gemeinsam verwirklicht. Der Standort am Kochbrunnenplatz ist bewusst gewählt: hochfrequentiert, sonnenexponiert – und damit ein ideales Versuchslabor.
Was bleibt nach dem September?
Bis Ende September bleibt die „Klima-Kiste“ geöffnet – täglich von 9 bis 19 Uhr. Danach zieht sie sich zurück. Doch das soll nur eine Pause sein: Für den Sommer 2026 ist bereits ein neuer Standort geplant. Die Idee soll wandern – und wachsen.
Foto – Blick ins Innere der Klimakiste ©2025 Volker Watschounek
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Auf den Spuren der Klimakiste: Zurück zu den Anfängen.