Palasthotel: CDU kritisiert SPD scharf, Flüchtlingsfamilien ziehen ein, Kosten explodieren – Streit um Verkauf, Sanierung und Quartiersentwicklung eskaliert.
Das Palasthotel am Kranzpaltz, einst Luxushotel, später Sozialwohnungen, steht seit Jahren größtenteils leer. Von 85 Wohnungen sind aktuell 80 ungenutzt. Vorübergehend hat das Sozialdezernat 13 Flüchtlingsfamilien einquartiert, die Zukunft der gewerbliche Mieter ungewiss.
Explosion der Kosten
Die Sanierung von rund 7.700 Quadratmetern Wohnfläche war ursprünglich auf 20 Millionen Euro kalkuliert, inzwischen steigen die Schätzungen auf 34 bis 41 Millionen Euro. Die GWW/GeWeGe, ursprünglich vorgesehen als Betreiber von Senioren- und Businesswohnungen, sieht sich mit diesen Kosten allein überfordert. Ohne zusätzliche Bundes- und Landesmittel, so die Initiatoren des „Runden Tischs Wiesbaden“, sei eine kostendeckende Umsetzung unmöglich.
Politische Positionen prallen aufeinander
Bereits am 6. August forderte Christian Hill von FWG/Pro Auto den Verkauf. Der Stadtverordnete erklärt: „Dafür haben wir schlichtweg kein Geld.“ Er kritisiert die Stadt für die Verzögerungen und verweist dabei auf gescheiterte Investorenpläne, das Palasthotel als Fünf-Sterne-Hotel wiederzubeleben.
Die Jusos und die Linke widersprechen populistischen Darstellungen der Oposition im Rathaus: Niemand wurde verdrängt, die Zwischennutzung sei notwendig und sinnvoll. Ingo von Seemen (Linke) betont und rechtfertigt die Zwischenlösung: „Dass es keine angemessenen Unterkünfte für Schutzsuchende gibt, ist der wahre Skandal.“
Die CDU-Rathausfraktion reagiert besonders scharf auf die SPD. Daniela Georgi: „Es ist absurd, dass die SPD eine Immobilie dieser Größenordnung im städtischen Besitz halten will, obwohl weder Geld noch tragfähiges Konzept existiert. Wer zig Millionen in eine Luxussanierung steckt, handelt zutiefst unsozial.“ André Weck ergänzt: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum alte Mieter ausziehen mussten, während Flüchtlingsfamilien einziehen. Das beschädigt Vertrauen.“ Die CDU fordert Verkauf oder Erbbaurecht für private Investoren und eine klare, ergebnisoffene Entscheidung über die künftige Nutzung.
Die SPD wies die scharfe Kritik zurück und warf CDU-Rathausfraktion vor, sich an der Schmutzkampagne zu beteiligen. Eine Kampagne, die bewusst Ängste schüre. In einer Pressemitteilung werfen die Jusos der CDU vor, mit falschen Behauptungen über angebliche Kündigungen von Mietern Stimmung gegen Schutzsuchende zu machen, anstatt konstruktiv an Lösungen für die Stadt mitzuwirken.
Sanierung und Quartiersentwicklung als Chance
Die Befürworter einer kommunalen Lösung argumentieren, dass das Palasthotel nicht isoliert betrachtet werden darf. Eingebunden in ein förmlich festgesetztes Sanierungsgebiet könnten Bundes- und Landesmittel aktiviert werden. Frei finanzierte Wohnungen im mittleren Segment sowie höherpreisige Einheiten in oberen Stockwerken könnten die Kosten decken. Das Palasthotel würde damit Teil einer nachhaltigen Quartiersentwicklung, die soziale, städtebauliche und klimatische Aspekte verbindet.
Fazit
Das Palasthotel Wiesbaden symbolisiert den Balanceakt zwischen ökonomischer Vernunft, humanitärer Verantwortung und städtebaulicher Vision. Leerstand vermeiden, Investoren gewinnen, Quartiersentwicklung fördern – die Stadt steht vor einem komplexen Dilemma. Die Debatte bleibt emotional, doch die Fakten sind eindeutig: Temporäre Nutzung ist sinnvoll, die Sanierung teuer, die Zukunft des Palasthotels offen – und jede Entscheidung muss den Spagat zwischen Politik, Finanzen und sozialer Verantwortung meistern.
Foto – Palast Hotel am Kranzplatz. @2025 Fred Romero / Palast Hotel / CC-BY-2.0
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