Die Wiesbaden Biennale 2025 beginnt mit Ritualen, Tanz und Klang. Das Festival öffnet Erinnerungsräume und feiert Vielfalt.
Heute a, Freitag, den 12. September 2025, beginnt die Wiesbaden Biennale 2025. Zehn Tage lang bespielt das Festival in diesem Jahr einen Quadratkilometer rund um das Hessische Staatstheater und öffnet Räume für Begegnung, Erinnerung, Austausch und Staunen. Bis zum 21. September zeigt die Biennale, wie Kunst Geschichte sichtbar macht und gesellschaftliche Debatten neu verhandelt.
Ein Spaziergang durch Wiesbadens verborgene Geschichte
Der Auftakt findet am Freitag um 16 Uhr mit dem Hörspiel-Spaziergang Birdsong from Elsewhere. The Flight of Quassi and Folivi von Barby Asante und Memory Biwa statt. Die Besucher folgen dabei einer fiktiven, zugleich historisch fundierten Erzählung über zwei Jungen, die während der Kolonialzeit aus Togo nach Wiesbaden verschleppt wurden. Die Stadt wird so zur Klanglandschaft und zum Erinnerungsraum.
Parade, Performance und Rituale
Um 17 Uhr zieht die Eröffnungsparade Colored Resurrect. Farben, die nicht verblassen von Sasapin Siriwanij durch die Kolonnaden. Farbenfroh, interaktiv und offen für alle lädt die Installation dazu ein, über das Heilige und das Gemeinsame nachzudenken. Der Eintritt ist frei – ebenso wie zur offiziellen Eröffnung um 18 Uhr im Großen Haus, bei der die Autorinnen Mirrianne Mahn und Sasha Marianna Salzmann literarische Impulse geben.
Stimmen, Klänge, Körper
Gleich drei Höhepunkte folgen ab 19:30 Uhr:
- Der Vorgarten der Kaiser-Friedrich-Therme wird zur Bühne für Klangkünstler Paul Brody, Schauspielerin Marina Frenk und die Texte von Katerina Kuznetsova. Gemeinsam verweben sie Badgeräusche, Stimmen und jiddische Poesie zu Vegn paradoksn fun tsayt.
- Im Kleinen Haus feiert Monique bricht aus, die Theateradaption des Romans von Édouard Louis, Premiere.
- Im Großen Haus setzt die Tänzerin nora chipaumire in Dambudzo auf Körper und Klang. Sie verbindet Texte des zimbabwischen Autors Dambudzo Marechera mit eigener Biografie und revolutionärer Energie.
Essen, Gespräche und nächtliche Klänge
Ab 21 Uhr lädt Donna Miranda zum Projekt Nursing the Empire: Cook and Hang Out I. Mit philippinischem Essen und künstlerischen Interventionen öffnet sie das „Nicht Zentrum“ auf dem Theater-Parkplatz. Anschließend feiern die Künstler und mit den Gästen bei einer Premierenparty im Foyer des Großen Hauses – erneut bei freiem Eintritt.
Samstag: Erinnerung und Widerstand
Der zweite Festival-Tag rückt die Ausstellung Die Angehörigen von Jasper Kettner und İbrahim Arslan in den Mittelpunkt. Die Fotografien porträtieren Menschen, die Angehörige durch rechte Gewalt verloren haben. Direkt im Anschluss wird Martina Priessners preisgekrönter Film Die Möllner Briefe gezeigt, gefolgt von einem Gespräch mit Arslan.
Abends erklingen die ersten Water Songs von Elischa Kaminer, die gemeinsam mit internationalen Musikern eine queere, jüdische Liedtradition entwickelt – zwischen Tradition, Improvisation und Neuanfang.
Sonntag: Empowerment und Fantasie
Am Sonntag, 14. September, eröffnet Tal der Schatten. Rituale des Widerstands von Touretteshero. Die Parade feiert Empowerment von Menschen mit Behinderung und lädt in eine immersive Sinneswelt unter das Staatstheater ein. Am Abend zeigt Manuela Infante ihr Stück Vampyr, das mit schwarzem Humor die Energiewende in Chile reflektiert – und zugleich Fragen nach Arbeit, Erholung und Transformation stellt.
Ein Festival für alle
Die Wiesbaden Biennale 2025 präsentiert bis zum 21. September ein dichtes Programm aus Performances, Konzerten, Filmen und Diskussionen. Viele Angebote sind kostenlos. Das Festival will Erinnerung und Gegenwart, Kunst und Alltag, Politik und Spiel miteinander verweben – mitten in Wiesbaden, offen für alle.
Foto ©2025 Volker Watschounek
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