Eine Friedensdemonstration in Wiesbaden sorgt für Kontroversen. Das Bündnis Wiesbaden wehrt sich gegen Vorwürfe und fordert einen offenen Dialog.
Am vergangenen Freitag zogen Tausende von Menschen in Wiesbaden für den Frieden auf die Straßen. Doch was als friedlicher Protest gedacht war, entfachte einen Sturm der Diskussionen. Insbesondere die Wegstrecke des Demonstrationszugs sorgt für Zündstoff: Die Jüdische Gemeinde in Wiesbaden reagierte empört. Der Grund? Der gewählte Weg führte am Ort der alten Synagoge mitten druch die Gedenkstätte namentliches Gedenken – ein Affront, wie es in einer ersten Stellungnahme hieß.
Der Streit um die Route der Friedensdemonstration
Das Bündnis Wiesbaden, das die Demonstration organisierte, reagiert prompt. In ihrer Stellungnahme wehren sich die Organisatoren gegen die Unterstellung. Sie weisen jeden Vorwurf von sich ab. Die Route sei keineswegs gewählt worden, um eine politische Botschaft zu senden. Wir haben weder die Absicht, die Gedenkstätte als Kulisse für irgendeine Hetze zu missbrauchen, noch gab es hinter der Streckenführung irgendwelche versteckten politischen Ziele, betont der Sprecher des Bündnisses.
Laut der Stadt Wiesbaden war die Streckenführung der Demonstration aufgrund der Gegebenheiten vor Ort alternativlos. Die Fußgängerzone war für den Protest nicht zugänglich, und so führte der einzige Weg durch das Zentrum zur Gedenkstätte. Dass der Zug trotzdem durch eine so symbolträchtige Stelle verlief, war rein logistisch bedingt, so das Bündnis.
Bedeutung von „Free Palestine“
Ein weiterer Streitpunkt ist der Ruf nach Free Palestine, der in den Reihen der Demonstration vereinzelt zu hören gewesen sein soll. Das Bündnis weist den Vorwurf, dass diese Losung den jüdischen Staat delegitimiert, scharf zurückgewiesen. Es geht um das Recht auf ein sicheres Leben und die Zukunft der Menschen in Palästina, erklärten die Organisatoren. Kritik an der israelischen Regierung ist keine Kritik an der jüdischen Gemeinschaft.
Die Losung Free Palestine sei längst Teil des internationalen Diskurses über die Rechte der Palästinenser. Eine solch pauschale Deutung wie sie hier zugrunde gelegt würde, würde eine Zerstörung Israels fordern. Sie ist nicht nur unzutreffend, sondern schlichtweg diffamierend, so ein Sprecher des Bündnis.
Darstellung von „rechtsradikalen Akteuren“
In der öffentlichen Diskussion wurde auch darauf hingewiesen, dass angeblich Akteure aus dem rechtsextremen Spektrum unter den Demonstranten gewesen seien. Das Bündnis wies dies mit Nachdruck zurück. Vor Beginn der Demonstration seien alle Teilnehmenden aufgerufen worden, sich von extremistischen Gruppierungen fernzuhalten. Der Vorwurf, die Demonstration sei eine politische Inszenierung, sei völlig unbegründet. Die Versammlung war friedlich, und die Polizei hat keine Störungen festgestellt.
Der Wunsch nach Dialog
Das Bündnis Wiesbaden zeigte sich offen für Gespräche. Anstatt weiterhin über Medien miteinander zu kommunizieren, wünscht man sich einen direkten Austausch. Wir möchten in den Dialog treten, um Missverständnisse auszuräumen und die wahren Intentionen der Friedensdemonstration klarzustellen, hieß es in der Stellungnahme.
Gerade in Zeiten, in denen politische Spannungen und Konflikte weltweit zunehmen, sei es wichtiger denn je, zu verstehen, dass Friedensbewegungen keine Bedrohung sind. Friedensbewegungen sind eine Chance für eine gemeinsame Zukunft. Der Austausch sollte nicht in gegenseitigen Vorwürfen ersticken, sondern zu einer produktiven Diskussion führen.
Symbolfoto – Friedensdemo ©2025 Pixabay
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