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Lola Göller im Inneren einer roten Kirsche, im Innern ihrer Kunstinstallation.

„A Worm in the Cherry“

Im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden baut Lola Göller mit „A Worm in the Cherry“ ein begehbares Gedankenexperiment. Stimmen knistern, Stoffe hängen, Objekte locken. Die Künstlerin stellt keine Thesen, sie sucht Resonanz – und lädt ein, zuzuhören, mitzudenken, mitzuspielen.

Volker Watschounek 5 Stunden vor 0

Der Nassauische Kunstverein lädt ein: hören, denken, reagieren – und Humor trägt die Schwere, gemeinsam weiter.

Am 11. September 2025 eröffnet der Nassauische Kunstverein Wiesbaden um 18 Uhr die Ausstellung „A Worm in the Cherry“ – eine Einzelausstellung der diesjährigen Follow-Fluxus-Stipendiatin Lola Göller. Wir haben die Künstlerin am Tag vor der Vernissage getroffen.

Nassauischer Kunstverein, kurz fasst

Ausstellung – „A Worm in the Cherry“
Wann: 12. September 2025 – 3. Mai 2026
Vernissage: Mittwoch, 11. September 2025, 19:00 Uhr
Wo: Nassauischer Kunstverein Wiesbaden e.V., Wilhelmstraße 15, 65185 Wiesbaden
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Uns erklärt die Wahl-Berlinerin Göller, dass sie den Wurm nicht nagen, sondern wohnen lasse. Wer Nassauer Kunstverein Wiesbaden im 3. OG durch den zweiten tritt, landet im Inneren der Kirsche: rote Bahnen, latexhafte Oberflächen, ein fragiles Bühnenbild. Der Raum klingt. Eine Sound-Collage mischt Interviews, Field Recordings und Kindheitsfetzen zu einem dichten „Wurm-Radio“. Nichts posiert, alles bewegt sich: Stimmen kreisen, Fragen kreuzen sich, Wahrnehmung kippt

„What the fuck is happening?“

Die Künstlerin Göller setzt an der Gegenwart an: Sie erlebt das Übermaß an Meldungen, Mime, Krisen, Katzencontent – und formt daraus eine klare Frage. Keine Pose, kein Zynismus. Lola Göller sammelt auf die Frage „What the fuck is happening?“ Antworten aus ihrem Umfeld, schneidet sie, überlagert sie, verschraubt sie zu Klang. So entsteht Reibung. So entsteht Nähe. So entsteht Gegenwartsbewältigung – nicht belehrend, sondern einladend.

Parasit, Trickster, Überlebenskünstler

Der Wurm spielt mit Rollenbildern. Wer greift an? Wer schützt? Wer nutzt wen aus? Spiegel reflektieren, Objekte reizen, eine „Kugelbahn“ im Zentrum der Installation lockt zum Weiterdenken. Göller kippt die Hierarchie: Der vermeintliche Störenfried entwirft Räume, baut Komfortzonen – „Seeking Comfort in Uncomfortable Times“ – und stellt Machtfragen neu. Humor hilft dabei. Er lockert, ohne zu verharmlosen.

Collage als Methode

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden zeigt eine ortsspezifische Produktion: Die Arbeit „A Worm in the Cherry“ ist in den letzten Wochen im Rahmen vom Fluxus-Stipendium speziell für die Räume im Kunstverein entstanden. Die Collage der Einladungskarte für die Vernissage setzt sich im Nassauischen Kunstverein in Skulptur, Stoff, Klang fort. Alles greift ineinander: Bild, Textur, Ton. Direktorin Lotte Dinse begleitet das Gespräch, ordnet, öffnet Blickachsen. Statt Thesen marschieren, arbeite die Ausstellung mit Andeutungen, Pausen, Schnittflächen – und mit einem präzisen Gespür für Timing, so Dinse.

Digitaler Kontrollverlust, analoge Resonanz

Zwischen Algorithmus und Aufmerksamkeit fragt Göller nach Haltung: Wie filtern wir? Wie setzen wir Prioritäten? Wie bleiben wir handlungsfähig? Die Ausstellung antwortet nicht; sie ermöglicht. Sie lädt ein, zuzuhören, mitzuschwingen, sich Zeit zu nehmen.

Mit ihrer Installation geht es der Künstlerin nicht um Antworten, sondern um Resonanz. Sie verweigert eindeutige Botschaften und feste Urteile. Stattdessen öffnet sie Räume, in denen Stimmen nicht aufeinanderprallen, sondern sich verweben. Fragmente klingen nach, Bruchstücke reiben sich, Pausen fordern auf, selbst zu füllen.

Kurzbiografie Lola Göller

Lola Göller (*1983 in Frankfurt am Main, lebt in Berlin) studierte von 2006 bis 2012 Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin bei Christiane Möbus und Gregor Schneider. 2011 schloss sie ihr Studium als Absolventin ab, 2012 folgte der Abschluss als Meisterschülerin von Gregor Schneider.

Die Künstlerin erhielt zahlreiche Förderungen, darunter Projekt- und Reisestipendien des Goethe-Instituts, des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) sowie wiederholt des Berliner Senats. 2020 wurde ihr im Rahmen von Neustart Kultur des Kunstfonds Bonn eine Projektförderung zugesprochen. Zuletzt realisierte sie mit Unterstützung von e.on-visit, Art Space Lab 48h Neukölln und der BVV Treptow-Köpenick mehrere Ausstellungen in Berlin.
Ihr Werk reicht von ortsspezifischen Installationen über Performances bis zu audiovisuellen Arbeiten. Einzelausstellungen präsentierte sie u. a. in Berlin, Hamburg, Stuttgart, Den Haag und Prag. Internationale Stationen führten sie nach Chile, China, Bulgarien, Norwegen, Israel und in die USA.

Resonanz meint hier nicht Harmonie, sondern Begegnung: Wer eintritt, hört, denkt, reagiert – und wird Teil eines offenen Prozesses. Die Arbeit wirkt weniger wie ein abgeschlossenes Kunstwerk, sondern eher wie ein Gespräch, das weiterläuft, sobald man den Raum wieder verlässt. So entsteht ein Echo, das im Alltag nachhallt und neue Fragen provoziert.

Fluxus-Erbe in Wiesbaden

Dass die Ausstellung im Rahmen des Follow-Fluxus-Stipendiums entsteht, betont den Kontext: Wiesbaden gilt seit den 1960er-Jahren als Wiege der Fluxus-Bewegung. Das Stipendium knüpft daran an – international nominiert, vor Ort realisiert, mit Ausstellung abgeschlossen. So wird Tradition lebendig, nicht museal. Göllers Arbeit fügt sich in diese Linie, ohne sie zu imitieren: Sie führt Fluxus weiter, indem sie Wahrnehmung öffnet und das Publikum zum Mitspieler macht.

Foto – ©2025 Thalhaus

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Mehr vom Nassauischen Kunstvhttps://www.kunstverein-wiesbaden.de/homeerein Wiesbaden.
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